ERBBIOLOGISCH UND SOZIAL MINDERWERTIG

Unmittelbar nach unserem Tag der offenen Tür machten wir uns am Abend des 22.11.2019 gemeinsam mit den vierten Klassen auf den Weg ins Akademietheater um uns das Stück „F. Zawrel – Erbbiologisch und sozial minderwertig“ anzusehen. Durch unser letztjähriges Gedenkprojekt über die Geschichte des NS-„Spezialkinderheims“ am Campus des Sacré Coeur Pressbaum hatten wir bereits einen enormen Bezug zu diesem Thema. Auch mit der Geschichte von Friedrich Zawrel waren wir bereits vertraut, da uns Herr Christian Gmeiner von erinnern.at während eines Workshops über Gedenk- und Erinnerungskultur im Zuge unseres letztjährigen Projekts schon auf ihn aufmerksam gemacht hat.

In dem Theaterstück, welches vom Regisseur und Puppenspieler Nikolaus Habjan inszeniert ist, wird, wie der Titel schon erahnen lässt, das Leben von Herrn Zawrel nachgespielt, welcher ein Überlebender des sogenannten „Kindereuthanasie“-Programms in der Zeit des Nationalsozialismus war. Nikolaus Habjan hatte in der Vorbereitung auf das Stück viel Zeit mit Friedrich Zawrel verbracht und die beiden haben sich ausgetauscht, bis Stück für Stück das Puppentheater entstand.

Die Gefühlslage, die wir SchülerInnen und auch die vielen ProfessorInnen hatten, die mit im Theater waren, lässt sich schwer in Worte fassen. Es war ein unglaublich intensiver Abend. Während des Stückes war eine ganz besondere Stimmung im Theatersaal, die sich vermutlich noch am ehesten mit den Worten „bedrückend“, „Unverständnis“, „Trauer“ aber auch „Ver- und Bewunderung“ beschreiben lässt. Es war ein wirklich emotionaler Abend, bei dem unzählige Tränen geflossen sind, aber einem auch der ein oder andere Grinser über die Lippen kam, weil man so froh war, dass Herr Zawrel diese extrem traumatischen Ereignisse so gut verarbeitete, vermutlich auch mit Hilfe seines unglaublich ansteckenden Humors. Bis zu seinem Lebensende im Februar 2015 hielt er an Schulen Vorträge über sein Leben um Aufklärungsarbeit zu leisten um etwas derartig Unmenschliches in Zukunft zu vermeiden. Auch Herr Zawrel selbst sah sich das Theaterstück ganze 17 mal an.

Bereits im Vorhinein hatte Fr. Prof. Haberleitner organisiert, dass wir ein Künstlergespräch führen dürfen. Fast alle BesucherInnen blieben nach Ende des Stückes ebenfalls länger und es wurden sehr interessante Gespräche geführt und Fragen beantwortet. Wir SchülerInnen der 5b konnten am Ende auch ein Foto mit Herrn Habjan machen, dessen Stück uns so bewegt hat.

Dieser Abend wird uns allen wohl noch lange in Erinnerung bleiben. Für uns war es ein extrem trauriger aber auch würdiger Projektabschluss und für die vierten Klassen ein toller Einstieg bzw. eine tolle Auffrischung dieses unglaublich wichtigen Themas, dass auf keinen Fall in Vergessenheit geraten darf.

Beitrag: Lena Reischer, 5b

Fotos: Christian Blinzer