Es ist normal, verschieden zu sein.

Mit dem Projekt „Erinnern“ möchten die Schülerinnen und Schüler der 4. Klassen heuer wieder die Aufmerksamkeit auf die Geschichte des „Spezialkinderheims“ richten, das während der Zeit des Nationalsozialismus in Pressbaum bestand. Im Spezialkinderheim waren Kinder untergebracht, die u.A. körperlich oder geistig beeinträchtigt waren, bzw. aus einem sozial benachteiligten Umfeld kamen.

Die 4. Klassen nahmen im Rahmen des Faches Inklusionspädagogik an einem Workshop mit dem Titel „NS Euthanasie Am Spiegelgrund“ teil. Ziel des Workshops war es, die Schülerinnen und Schüler über Erfahrungen von Menschen aufzuklären, die während der Zeit des Nationalsozialismus als „anders“ galten, sowie die Bedeutung von Inklusion und Akzeptanz in unserer Gesellschaft zu überdenken.

Der Workshop begann mit der Reflexion über die Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen in der heutigen Zeit. Mit einem Stationenbetrieb wurden die Schülerinnen und Schüler dazu angeregt, ihre Einstellungen zu reflektieren. Besprochen wurden auch die Euthanasie-Programme im Nationalsozialismus, durch die als „lebensunwert“ eingestufte Menschen ermordet wurden. Die 4. Klassen hatten die Möglichkeit, sich ein Bild von den grausamen Ereignissen und Schicksalen der Betroffenen zu machen.

Der Workshop mit den Referenten Dr. Philipp Mettauer (Institut für jüdische Geschichte Österreichs) und Dr. Wolfgang Gasser (Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus) war eine bereichernde Erfahrung. Er hob die Bedeutung von Respekt und Inklusion hervor und die 4. Klassen verließen den Workshop mit einem tieferen Verständnis für den geschichtlichen Hintergrund und die Herausforderungen für Menschen, die als „anders“ galten.

Ein paar Wochen später besuchten die 4. Klassen im Rahmen unseres Projekts „Erinnern“ die Gedenkstätte „Am Steinhof“ im Otto-Wagner-Spital. Das Spital wurde im Nationalsozialismus als Tötungsanstalt missbraucht, um Menschen, vor allem Kinder mit Beeinträchtigungen, psychischen Erkrankungen oder einem geringen Sozialstatus zu ermorden.

Schon beim Betreten des Gebäudes war die bedrückende und ernste Atmosphäre spürbar. Die Ausstellung wurde eindrucksvoll gestaltet und ein Guide ermöglichte einen tieferen Einblick in die Geschichte des Spitals. Durch Dokumente, Fotos, medizinische Gutachten oder Zeitzeugenberichte erhielten die 4. Klassen einen Einblick in die grausamen Geschehnisse und unmenschlichen Bedingungen der damaligen Zeit. Besonders bewegend war auch der abschließende Besuch des Mahnmals, das zu Ehren der Opfer erbaut worden war.

Der Ausflug zur Gedenkstätte „Am Steinhof“ war für alle eine sehr bereichernde Erfahrung. Es hat uns die Augen geöffnet für eines der dunkelsten Kapitel der Menschheit sowie der Verletzung der Menschenrechte und uns darin bestärkt, uns aktiv gegen Diskriminierung und Menschenrechtsverletzungen einzusetzen.

Am Donnerstag, den 06.06.2024, findet unsere diesjährige Gedenkfeier im Rahmen des Projekts „Erinnern“ statt. Uns ist dieses Projekt wichtig, weil wir nicht möchten, dass die Kinder, die hier untergebracht waren, sowie ihre Geschichten in Vergessenheit geraten. Denn wenn wir wegschauen und nichts unternehmen, wird es wieder geschehen.

(Nina Taus, 4A)