Feier zum Gedenkprojekt der 4b

Die 4b hat in diesem Schuljahr intensiv an einem Gedenkprojekt gearbeitet, bei dem sie an die in Vergessenheit geratene Geschichte des Sacré Coeur Pressbaum während der Zeit des Nationalsozialismus erinnern wollen. Zwischen 1939 und 1941 war das Gebäude als Außenstelle der Euthanasie-Anstalt „Am Spiegelgrund“ für ein NS-„Spezialkinderheim“ in Verwendung. Darüber wurde im Jahr 2009 eine Diplomarbeit von Barbara Petrasch verfasst, die sich im Jänner mit den SchülerInnen der 4b zum aktuellen Wissensstand über das Thema austauschte.

Am Dienstag fand nun eine von der 4b organisierte Gedenkfeier statt, bei der die SchülerInnen der 4b der Schulgemeinschaft ihre Gedanken und Überlegungen zu dem Projekt „Es wird Zeit, schau nicht weg! Man vergisst nicht, man verdrängt.“ vermittelten. Als Abschluss wurde gemeinsam ein Gedenkbaum auf dem Areal des Sacré Coeur Pressbaum gepflanzt.

Direktor Brunner fand zu diesem besonderen Anlass folgende Worte:

In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten war wenig bis gar nichts über die Existenz des Spezialkinderheims bekannt, wurde nicht darüber gesprochen.  Warum wissen wir nicht mehr darüber? Warum spricht keiner davon? Warum wird das Thema tabuisiert? Das waren berechtigte Fragen unserer Schüler*innen, als sie von der Existenz eines „Spezialkinderheims“ am Gelände ihrer Schule erfuhren. Unsere Schüler*innen sind angehende Kindergartenpädagoginnen, junge Menschen, deren erklärtes Ziel es ist, Kindern ein Heranwachsen in Liebe und Respekt, in Sicherheit und Freude zu ermöglichen. Unserer Schule ist ein Kindergarten angeschlossen: und wo heute drei-vierjährige Kinder spielen und erste Schritte aus der Familie in die Gesellschaft erproben dürfen, dort wurde von 1939 bis 1941 Kinder und Jugendliche, die als „unwert“ angesehen wurden, im besten Fall, verwahrt, um später an den Spiegelgrund abtransportiert zu werden, wo sie systematisch getötet wurden.

Schüler*innen haben sich aus eigenem Antrieb und mit persönlichem Engagement und Überzeugung dieses Themas angenommen. Es ist ihre Auseinandersetzung, ihr Projekt. Es kann aber natürlich nur einen Beginn darstellen und wird und muss an der Schule, an unserem Campus weitergeführt werden. So wird sich beispielsweise eine Schülerin der Klasse im Laufe des kommenden Schuljahres in ihrer vorwissenschaftlichen Arbeit mit der Sonderbewahranstalt Pressbaum auseinandersetzen. Wir sind aber auch im Kontakt mit dem Institut für Kirchengeschichte und kirchliche Zeitgeschichte der Universität Graz, wo Frau Professorin Sohn-Kronthaler eine Diplomarbeit zu diesem Thema vergeben möchte.

Als Lehrer und Schulleiter darf ich sagen, dass ich stolz auf unsere Schüler*innen bin, als Staatsbürger erlaube ich mir anzumerken, dass es mich beruhigt, junge Menschen zu erleben, die einen kritischen Blick auf totalitäre und menschenverachtende Strukturen werfen, kritisch fragen und hinterfragen, nicht nur in die Zukunft blicken, sondern auch in die Vergangenheit und daher wissen was war und niemals mehr sein darf!

Als Ehrengäste bei der Gedenkfeier durften wir Bildungsdirektor HR Johann Heuras, Landtagsabgeordneten Martin Michalitsch, Bürgermeister Josef Schmidl-Haberleitner, Schulqualitätsmanagerin Susanne Ripper, Sr Hanni Woitsch, HR Inge Dirnbacher, Frau Barbara Petrasch, Herrn Christian Gmeiner, Hochschulprofessor Christian Matzka und Geschäftsführerin der Schulstiftung Katja Pistauer-Fischer begrüßen.

Mehr Informationen zum Projekt der 4b findet ihr hier. Auf dieser Seite können auch die Arbeit von Fr. Petrasch sowie aktuelle Pressmeldungen nachgelesen werden.

Fotos: Lisa Baumgartner-Kunit, Henning Klingen (Kathpress)